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Hast gut geschmeckt.

Fünf Stunden bei 100 Grad – das ist ein Ende, das man eigentlich keinem unschuldigen Vogel an den Hals wünscht, sondern eher gelegentlich so manchem menschlichen Zeitgenossen, der sorgsam gehütete Geheimnisse indiskret in die Welt hinausposaunt – sei es der (vermeintlich) beste Freund, die Schwiegermutter oder ein Bild-Reporter.
So gesehen hätte die Story von St. Martin* durchaus das Zeug, zu einem großen Gedenk- und Feiertag aufgeblasen zu werden – dem der Medienbranche zum Beispiel. Tatsächlich aber hat sich bisher erst ein Verlagshaus des 11. Novembers bedient: Der Kommunikationschef von Gruner + Jahr lädt alljährlich ausgewählte Fachjournalisten zu einem Martinsgansessen ein – mit augenzwinkerndem Verweis auf den thematischen Bezug der Legende.
Wir selbst brauchen keinen Anlass, um einen Vogel ins Rohr zu schieben – wir schnattern gern und unsere Gäste allemal (die braucht man übrigens unbedingt, für einen oder zwei allein lohnt sich nicht mal ein schlichtes Gänsebrüstchen). Und das machen wir so:

REZEPT Gans kaufen, waschen, abtrocknen. In einem ausreichend großen Bräter mit fett. nach Wahl (optimal: Gänseschmalz, klar) 3 bis 4 in Ringe geschnittene Zwiebeln anschwitzen. Die Gans außen und innen mit Salz einreiben und mit Kümmel bestreuen. (Ja, Kümmel! Rezept von tschechischer Ex-Schwiegermutter! Mit Sauerkrautbeilage – viel besser als Rotkohl!) Rund um die Keulen mehrfach mit einer Fleischgabel anpiksen, damit das fett. (pardon, jetzt wird´s langsam albern, also: das Fett) abfließen und eine schöne, leckere, schwerverdauliche Soße generieren kann. Ab in den Ofen, 100 Grad einstellen, eine Stunde das Haus verlassen und dann in eine wie der Engländer sagt ‚mouthwatering‘ duftende Wohnung zurückkehren. Ab jetzt Intensivbetreuung: Alle 20 Minuten fleißig mit Bratensaft begießen. Anschauen. Staunen. Hors d´oeuvres futtern, weil der Magen knurrt. Nach etwa vier Stunden (insgesamt: fünf) ist der Vogel fertig – die genaue Garzeit ist Gewichts- und Erfahrungssache. Sollte die Haut zum Ende hin noch nicht knusprig krachen, nur Mut! Ofentemperatur beherzt (aber unter Aufsicht) für ein Viertelstündchen richtig schön hochjagen.

Und dann: Messer wetzen! (Aus dem Bratensaft kann mit Gänsefond oder schlichtem Wasser, eventuell etwas Brühe, Salz und Pfeffer ein richtiges braunes Sößchen gezaubert werden. Ist aber eigentlich nicht nötig, auch das, was die Gans allein an Flüssigkeit abgegeben hat, reicht meist schon als Knödeltunke aus.) Bon Appeti!

(Fotos und mehr von unserer Martinsgans gibt´s hier auf fett. – aber natürlich erst am Zwölften!“

* Hier noch mal der Plot: Martin, der nette Soldat, trifft beim Ausritt auf frierenden Bettler. Haut mit dem Schwert seinen Umhang entzwei und teilt das wärmende Stöffchen mit dem Armen (ähh… könnte man sagen: er share-te? St. Martin als Schutzpatron von 3.0 – wow. Wenn das die U-Komm von G+J beim ersten Martinsgansessen schon im Hinterkopf gehabt hat, sag´ ich: Hut ab!)

Zurück zur Story: Martins gute Tat spricht sich herum (Many many likes, um im Bild zu bleiben), das Volk will ihn zum Bischoff wählen. Doch das ist dem bescheidenen Martin eine Nummer zu groß, er versteckt sich… im Gänsestall. (Wir Kommunikationsprofis fragen uns natürlich insgeheim: Fiel dem Herrn wirklich nix Besseres ein oder war das misslungene Versteckspiel ein PR-Coup?) Das Finale ist nun absehbar: Die Gänse schnattern, Martin wird entdeckt und setzt (zähneknirschend? Vielleicht.) die Haube auf. Und, was für uns hier und heute das Wichtigste ist: Die Vögel wandern zur Strafe in den Ofen.

(Foto: Peter Freitag bei pixelio.de)