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Olli macht den Hermann

Vier Wochen sind seit der Hochzeitsmesse vergangen, zwei weitere Veranstaltungen dieser Art wurden besucht – bei der letzten hatte sogar René die Rüschen dicke. „Tüll-Allergie“ nuschelte er, und wechselte die Seiten, zurück auf den gut eingesessenen Barhocker der Sky Sportsbar.

Hier ist er auch heute, neben Olli, der sich auf die Liveschalte freut. „Und, was liegt an nachher?“, fragt er. „Wir gehen essen“, antwortet Olli kurz angebunden. „Ohhhh – romantischer Abend – die Turteltauben gehen zusammen Sushi picken? … Hey hoo, wie guckst Du denn?“ „Mann, halt bloß die Klappe. Wir hatten Mega-Stress mit dem ganzen Hochzeitskram. Wen die alles einladen will! Tante Ulla, Onkel Gustav, Peggy aus der Grundschule und die Luzie aus dem Salsakurs, und dann auch noch diesen Muskel-Hermann aus  ihrem Studio, mit dem sie vor zwei Jahren mal was hatte – hallo, geht´s noch?“ „Oh ha. Na dann mal guten Appetit!“ grinst René.

Krise also bei unseren beiden, und das nicht zu knapp. Nadine präsentierte Olli am letzten Sonntag die Gästeliste, an der sie seit Oktober gemeinsam mit ihrer Mutter und diversen Freundinnen arbeitet. 120 Namen stehen drauf – Olli hätte fast der Schlag getroffen. „Wären wir Türken, wären´s noch zweimal so viel“, fauchte Nadine. „Und wenn wir Olli und Nadine wären und Olli würde auch mal gefragt werden, nur die Hälfte – MANN,  wer soll denn das bezahlen?“

Nachdem letzteres geklärt war („Meine Eltern! Deine Familie hält sich bisher ja fein raus aus allem“) sah es fast so aus, als könnten sie sich einigen. Viermal wurde die Liste rauf- und runtergejodelt, hier zwei Namen gestrichen, da einer angefügt („Der Uli, unser Torwart aus der D  damals – der MUSS dabei sein, EIN MANN zwischen all Deinen Studio-Mädels. Da besteh´ ich drauf.“) Nadine sagte „ok, meinetwegen“ zu Uli – aber Olli sagte nicht „ok“ zum Hermann, dem Aufgepumpten, der eigentlich Ralph heißt.  „Ich soll mit Deinem Ex auf meine Hochzeit anstoßen – hast Du noch alle Hühner auf´m Hof??“ „Mit der Luzie hast Du doch auch mal geknutscht – schon vergessen??“ „An Fasching!!!!! Ich bitte Dich!“ Wie´s weiterging, kann sich jeder denken.

Weil aber weder Nadine noch Olli aus der Krise eine Katastrophe machen wollen, geht´s heute zum Italiener. Ins „Vesuvio“, da hat damals Olli Nadine zum ersten Mal richtig offiziell eingeladen. Olli hofft auf die versöhnungsförderne Wirkung von zwei, drei Gläsern Spritzz – vielleicht erinnert das Nadine an Sardinien im August… Und Nadine hofft, dass Olli nach einer Wagenradpizza „Diavolo“mit Hermann/Ralph seinen Frieden macht.

Was bisher geschah:

Folge 1:   LOVE STORY 

Folge 2:   RENE IN ROSA

 

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What the Fuck is Thanksgiving?

Ok, ok – die Amerikaner können feiern, das geben wir neidlos zu. Das besinnungslose Weihnachtsshoppen mit einer nicht minder besinnungslosen Völlerei einzuläuten – prima Idee, Folks, wir sind dabei! Und auch einmal im Jahr mit Schmackes „Danke“ sagen, für Wohlstand und Wellness, Glück (oft) und Gesundheit (überwiegend), Freunde und Familie – geht klar.

Gibt´s bei uns ja schließlich auch, Erntedankfest. Doch anstatt dafür einen richtig amtlichen nationalen Großfeiertag auszurufen, verliert sich Deutschland in ökumenischer Kleinkrämerei. Die Katholiken feiern am ersten Sonntag im Oktober, die evangelischen Gemeinden am Michaelistag, dem 29. September, oder auch erst am Sonntag darauf. So kann das ja nix werden!

Sei´s drum, es gibt noch andere Gelegenheiten, es mit den Weltmächten aufzunehmen.

Unsere Geheimwaffe heißt St. Martin! (Und davon hat, wetten, noch kein Amerikaner was gehört)  Die Gans schlägt den trockenen Truthahn um Längen – und zugegebenermaßen wären wir in dieser Competition bei deutschen Backofenmaßen ohnehin nicht mit im Rennen. Cranberries vs. Preisselbeeren – unentschieden, würden wir sagen. Knödel vs. matschiges Süßkartoffelpüree – das bedarf keines Kommentars. Unser entscheidender Wettbewerbsvorteil aber liegt ohnehin auf der emotionalen Ebene: Während Thanksgiving in den USA ein echter Pflichttermin ist, ein Familienfest mit allem, was dazugehört, anstrengenden Eltern, langweiligen Onkels, zickigen Schwägerinnen, nervenden Neffen und Nichten, und daher ein beliebtes Setting von Filmen und Romanen, in denen Tränen fließen, Familiengeheimnisse offenbart und Tabus gebrochen werden, können wir zum Martinsgansessen einfach einladen, auf wen wir gerade Lust haben. Und das haben wir auch getan…. woala!

 

15:30 Uhr ist ein Termin, der zehn Monate lang im Partykalender eine nur untergeordnete Rolle spielt: eine halbe Stunde zu spät für die klassische Kaffeetafel, anderthalb Stunden vor der Tea Time – auf halb vier lädt man höchstens zum Kindergeburtstag ein. Einmal im Jahr aber ist 15:30 die einzig richtige, die perfekte Zeit: am 11. November. Denn wer  sich um halb vier zu Gans, Kohl und Klößen niederlässt, hat eine realistische Chance – zügiges Essen und den Verzicht auf Verdauungsschnäpse vorausgesetzt – die gut 2.000 Kalorien dieses Menüs bis zum Schlafengehen durch vier Stunden langsames Joggen unschädlich zu machen.

Na, geschockt? Jawohl, 2.000 ist die Zahl des Tages – und zwar ohne Rotwein, Bier und Jubi-Akquavit. Aber weil hier nicht die Eat Smarter-, sondern die fett.-Redaktion an der Tastatur sitzt, ist mit schlimmeren Botschaften nicht zu rechnen.

Aus diesem und anderen Gründen möchten wir die in diesem Jahr erstmals selbst erprobte 15:30 wärmstens empfehlen. Es ist doch so: Isst man die Gans am Abend, kann man nicht gut schlafen, schließlich sendet der Magen dem Hirn im 30-Sekundentakt : Aufstehen! Holz hacken! Bären jagen, Nüsse sammeln – der Winter kommt! Isst man sie zu Mittag, würde man zwar gern schlafen – kann aber meistens auch nicht: „Ihr erlaubt doch“ und dann Schuhe aus und Füße hoch, das ist nur im engsten Familienkreis gestattet, und auch dort eigentlich nur Onkel Gustav.

15:30 also, für´s fett.-Publikum getestet und für gut befunden! Um sechs sind alle satt, um 18.30 Uhr entfaltet der Schnaps seine belebende Wirkung und man kann mit ruhiger Hand souverän die Laterne entzünden. Oder die Joggingschuhe…

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Go Bo!

Die Party beginnt!

 

Eigentlich wollten wir fett.mässig zur US-Wahl nichts machen, sondern nur gucken, bis uns die Augen zufallen und dann beim Frühstücksfernsehen morgen leise erleichtert seufzen und nickend an die coole Michelle, Malia und Sasha und Bo denken (oder eben den Wasserkocher für den Morgenkaffee an die Wand knallen!). Und eigentlich waren wir eben noch soooo müde….

Dann aber… Die ARD beginnt mit einem Paukenschlag! Fährt ihr ganzes Pfund auf dem Schirm auf – das Korrespondenten-Buffet across US. Und vor lauter Vergnügen sind wir wieder hellwach. Großartig!

Wie es der öffentlich-rechtliche Bildungsauftrag vorsieht, kann man hier selbst aus kurzen Einstellungen viel lernen. So sehen wir beispielsweise bilderbuchhaft die reale Frauenquote abgebildet (1:5 – aber natürlich, quasi höflich: Frauen und Kinder zuerst!).

Oder lernen durch Fragen: „Wer, wo, was? Wieso, weshalb, warum?“ – was hält der Reporter aus Ohio hinter seinem Rücken? Ein Butterbrot? Ein Tässchen Starbucks-to-go double Latte? Oder etwa… (formaly know as) eine Zi-gar-e-tt-e? –

Und, gibt es eigentlich einen Mikrofonhalten-Jorge Gonzalez bei der GEZ? Sensationelle Choreographie! – Wir sind nicht nur wieder wach, sondern begeistert!

Howdy, ARD!

GO, BO!!!

Fingers crossed

 

warmly, fett.


Foto: Screenshot, eben,  ARD live

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Geknödel

Der Kloß ist regional gesehen ein Saisongericht – zumindest überhalb der Main-Linie (und vielleicht könnte man ergänzend sagen: westlich der Elbe?). In Hamburg ist es nicht üblich, sagen wir: im Mai Knödel zu essen, außer man lebt in einer gut situierten Seniorenresidenz, in der einmal pro Monat der populäre Rheinische Sauerbraten auf der Speisekarte steht.

JETZT aber ist auch in Hamburg Kloß-Saison, in Bremen, St. Peter Ording, in Heide und auf Sylt. Darum, und weil die Junior-Directrice mal lernen soll, dass man das, was aus der Tüte kommt, immer auch selbst und besser machen kann (sofern man die Zeit dafür hat), haben wir geknödelt.

Wer auf einen logischen Plot wert legt, sollte jetzt übrigens lieber zu einer anderen Story wechseln, denn unser hier zum Nachkochen serviertes Kloßrezept stammt nicht aus Thüringen, Sachsen, Bayern oder dem Rheinland sondern aus Tschechien (siehe Gans-Geschichte von gestern), und da werden Knödel erstens bekanntlich das ganze Jahr hindurch gegessen und zweitens sehen sie ganz anders aus, als man sie hierzulande kennt:

 

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Hast gut geschmeckt.

Fünf Stunden bei 100 Grad – das ist ein Ende, das man eigentlich keinem unschuldigen Vogel an den Hals wünscht, sondern eher gelegentlich so manchem menschlichen Zeitgenossen, der sorgsam gehütete Geheimnisse indiskret in die Welt hinausposaunt – sei es der (vermeintlich) beste Freund, die Schwiegermutter oder ein Bild-Reporter.
So gesehen hätte die Story von St. Martin* durchaus das Zeug, zu einem großen Gedenk- und Feiertag aufgeblasen zu werden – dem der Medienbranche zum Beispiel. Tatsächlich aber hat sich bisher erst ein Verlagshaus des 11. Novembers bedient: Der Kommunikationschef von Gruner + Jahr lädt alljährlich ausgewählte Fachjournalisten zu einem Martinsgansessen ein – mit augenzwinkerndem Verweis auf den thematischen Bezug der Legende.
Wir selbst brauchen keinen Anlass, um einen Vogel ins Rohr zu schieben – wir schnattern gern und unsere Gäste allemal (die braucht man übrigens unbedingt, für einen oder zwei allein lohnt sich nicht mal ein schlichtes Gänsebrüstchen). Und das machen wir so:

REZEPT Gans kaufen, waschen, abtrocknen. In einem ausreichend großen Bräter mit fett. nach Wahl (optimal: Gänseschmalz, klar) 3 bis 4 in Ringe geschnittene Zwiebeln anschwitzen. Die Gans außen und innen mit Salz einreiben und mit Kümmel bestreuen. (Ja, Kümmel! Rezept von tschechischer Ex-Schwiegermutter! Mit Sauerkrautbeilage – viel besser als Rotkohl!) Rund um die Keulen mehrfach mit einer Fleischgabel anpiksen, damit das fett. (pardon, jetzt wird´s langsam albern, also: das Fett) abfließen und eine schöne, leckere, schwerverdauliche Soße generieren kann. Ab in den Ofen, 100 Grad einstellen, eine Stunde das Haus verlassen und dann in eine wie der Engländer sagt ‚mouthwatering‘ duftende Wohnung zurückkehren. Ab jetzt Intensivbetreuung: Alle 20 Minuten fleißig mit Bratensaft begießen. Anschauen. Staunen. Hors d´oeuvres futtern, weil der Magen knurrt. Nach etwa vier Stunden (insgesamt: fünf) ist der Vogel fertig – die genaue Garzeit ist Gewichts- und Erfahrungssache. Sollte die Haut zum Ende hin noch nicht knusprig krachen, nur Mut! Ofentemperatur beherzt (aber unter Aufsicht) für ein Viertelstündchen richtig schön hochjagen.

Und dann: Messer wetzen! (Aus dem Bratensaft kann mit Gänsefond oder schlichtem Wasser, eventuell etwas Brühe, Salz und Pfeffer ein richtiges braunes Sößchen gezaubert werden. Ist aber eigentlich nicht nötig, auch das, was die Gans allein an Flüssigkeit abgegeben hat, reicht meist schon als Knödeltunke aus.) Bon Appeti!

(Fotos und mehr von unserer Martinsgans gibt´s hier auf fett. – aber natürlich erst am Zwölften!“

* Hier noch mal der Plot: Martin, der nette Soldat, trifft beim Ausritt auf frierenden Bettler. Haut mit dem Schwert seinen Umhang entzwei und teilt das wärmende Stöffchen mit dem Armen (ähh… könnte man sagen: er share-te? St. Martin als Schutzpatron von 3.0 – wow. Wenn das die U-Komm von G+J beim ersten Martinsgansessen schon im Hinterkopf gehabt hat, sag´ ich: Hut ab!)

Zurück zur Story: Martins gute Tat spricht sich herum (Many many likes, um im Bild zu bleiben), das Volk will ihn zum Bischoff wählen. Doch das ist dem bescheidenen Martin eine Nummer zu groß, er versteckt sich… im Gänsestall. (Wir Kommunikationsprofis fragen uns natürlich insgeheim: Fiel dem Herrn wirklich nix Besseres ein oder war das misslungene Versteckspiel ein PR-Coup?) Das Finale ist nun absehbar: Die Gänse schnattern, Martin wird entdeckt und setzt (zähneknirschend? Vielleicht.) die Haube auf. Und, was für uns hier und heute das Wichtigste ist: Die Vögel wandern zur Strafe in den Ofen.

(Foto: Peter Freitag bei pixelio.de)

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Nach dem fett. ist vor dem fett.

Die Flaschen sind geleert, die Kippen sind geraucht, die Party ist vorbei.

Doch die fett.-Redaktion erlaubt sich keinen Kater! Sofort geht´s weiter: Basteln an den Baustellen (bald alle weg! fett. noch viel schöner!), dem Konzept (was hier zu sehen ist, ist nur der ANFANG!), an der Strategie (noch nicht erkennbar? Wartet nur ab!), vor allem aber natürlich an vielen neuen Stories!

Bleibt dran, folgt uns, teilt uns, empfehlt uns weiter!

Merssi bokuu für das motivierende Feedback zum Launch sagen:

Eure fett. Directricen

 

Das IT-Department arbeitet bis tief in die Nacht…

Im Headquarter werden Flips gefüllt…
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René in rosa

War das ein Hallo im Freundeskreis: „Nadine und Olli trauen sich!“ wurde  gepostet und getwittert, und die dicksten Rührungstränen vergossen nicht die Schwiegermütter in spe, sondern die Miri(am), Nadines allerbeste Freundin schon seit der Grundschule. Geglitzert hat´s auch in den Augen von René, dem Fussi-Krökel-Feierabendbierchenkumpel von Olli (seit der Meisterfeier 2002 in Dortmund) – der kommt aus dem Rheinland und ist für einen Mann ganz schön emotional gebaut.

Inzwischen steht das Datum fest – oder: fast fest. Am letzten Mai-Wochenende soll´s sein. Juni ist zu spät, weil sich Ollis Eltern immer spätestens Pfingsten an die Costa del Sol verabschieden; früher ist zu früh, weil Nadine Strumpfhosen hasst („und Ende Mai geht´s ganz bestimmt schon ohne!“). Der Teufel steckt allerdings im Detail: Hat Samstags das Standesamt auf? Und schafft man überhaupt alles an einem Tag? Oder Freitag schon die amtliche Trauung? Kann man dann an diesem Freitag auch poltern oder muss das dann noch eine Woche früher sein? Und davor dann noch den Junggesellenabschied? Dieses und anders wird in diesen Tagen diskutiert, und natürlich auch, was bis Mai noch alles zu tun ist.

Olli ist schon nach dem ersten Hochzeitsplanungstreffen am Samstagnachmittag bei Schokomuffins (lecker, von Miri) und Latte (aus der neuen deLonghi) verwirrt und genervt. Das ist nicht sein Ding, „Corsage oder Halterneck“, „Crème oder Champagner“, Slingpumps oder Ballerinas – allein bei der Frage „Kutsche oder Limousine“ mischt er sich ein. „Gäule gehen gar nicht“ ist sein Kommentar, und dann will er los zur Konferenzschaltung in der Sky-Sports-Lounge unten an der Ecke. Komisch, dass René nicht mitkommt – er bleibt bei den Mädels. Und komischer noch: Er bietet an, die beiden am nächsten Sonntag zur Hochzeitsmesse zu fahren. „Na dann seid Ihr ja beschäftigt“ sagt Olli und weiß nicht, ob er jetzt beleidigt oder erleichtert sein soll.

Worüber Nadine, Miri und René auf der Hochzeitsmesse gestaunt haben, seht Ihr hier, denn fett. war dabei! Zur Slide-Show auf die Bilder klicken!

Was bisher geschah:

Folge 1:   LOVE STORY 

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Oh Tannenbaum

Bitte schön, liebe Damen und Herren des Schauwerbegestaltergewerbes – hier ist Ihre Benchmark: Auch so kann Weihnachten aussehen! Mehr Rot geht nicht. Dass es sich bei dem Schmuckobjekt tatsächlich um einen Weihnachtsbaum (spanisch: árbol de navidad) handelt, lässt nur die Form erahnen. Tanne ist gleich Kegel und Kegel ist gleich Tanne – die radikale Abstraktion eröffnet Gestaltungsfreiheiten, die hierzulande im Engel- und Elchgedöns vielleicht schon verloren gegangen sind. Schlichte Form und reine Farbe – das ist… doch eigentlich Bauhaus, oder?

Doch zurück nach Mexico: Ein anderes historisches Fotodokument (Mitte) zeigt unseren Auslandskorrespondenten – nein, nicht in den Fängen einer paramilitärischen Organisation, sondern bei einem weiteren hispanischen Weihnachtsbrauch: der Posada. Im Mittelpunkt steht – besser: hängt – ein Stern aus Pappmaché, dessen Zacken für die sieben Todsünden stehen. Dieser muss von den Gästen mit verbundenen Augen und einem Schläger in der Hand zertrümmert werden – dass der herausplatzende Bonbonregen mit großem Hallo gleich die nächste fröhliche Völlerei in Gang setzt, macht wohl nur Protestanten stutzig.

(Fotos: Torsten Schöwing)

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Mein erstes Mal

Am vergangenen Wochenende hatte ich mein erstes Mal.

(Oder „war“ mein erstes Mal? Da es mein erstes Mal war, weiß ich nicht mal, wie es richtig heißt.) Jedenfalls habe ich jahrelang nicht gewusst, was es ist, und mir alles Mögliche ausgemalt – und nun war es am vergangenen Sonntag endlich so weit: meine erste Hochzeitsmesse!

Als ich das Wort vor sehr Langem zum ersten Mal gehört habe, dachte ich, es handele sich dabei um die Messe, den Gottesdienst, anläßlich einer Hochzeit. Und bei diesem Eindruck blieb es gelangweilt für ungefähr 25 Jahre. Erst als ich die ersten dicken, gelumbeckten Hochglanz-Magazine, die sich ausschließlich mit Braut und Hochzeit befassten, bei Freundinnen sah, die Bräute werden sollten und Hochzeit feiern wollten, und hörte, dass sie die kommenden Wochenenden bei etlichen „Hochzeitsmessen“ verbringen würden, kam ich dahinter, um was es sich dabei wohl dreht. Ich kenne Bread&Butter, hab mir in Köln für die Möbelmesse die Beine bis an die Hüfte abgelaufen und die gleichen Beine für Stoffe und Teppiche in Frankfurt hinter einem Stand bis zur gefühlten Ohnmacht tagelang in den Bauch gestanden. Aber Hochzeitsmesse? So, und nun musste ich mich belehren lassen, dass es in den gigantischen Hamburger Messehallen nur einmal im Jahr „Hanseboot“, aber dreimal im Jahr eine Hochzeitsmesse gibt. Was für ein Markt! Ganz offensichtlich. Liebe. Wahnsinn! Also hin!

Allerdings, wie für absolute beginners ja fast immer angeraten: langsam angehen! Damit die Romantik die größtmögliche Chance hat. Und auch darum reiste die gesamte fett.-Direction nach Reinbek. In die Idylle. Zum Reinbeker Schloss. Zur Reinbeker Hochzeitsmesse.

Hier das fett.-Fazit:

  • Schon wenn man sich der Messe nähert, sieht man plötzlich nur noch Menschen, die lächeln, die einen geschäftig freundlich und erwartungsvoll nett ansehen. Ist man dann drin in der Messe, gerät man sofort in den Flow von Sauberkeit, Aufmerksamkeit und netten Gesprächseröffnungen wie: „Sie wollen heiraten?“ – Wenn auch nicht wahr, so doch: schön!
  • Nahezu jeder (!), also gefühlt auf alle Fälle 98% der Messestände, bietet neben der angebotenen Dienstleistung oder dem exquisiten Produkt Süßwaren an. Und zwar 1a Süßwaren (Brausebollos, Ü-Eier, Pralinchen, …). Einfach so zum Naschen. Gratis. Mal zwanglose Selbstbedienung, mal offensives Anbieten: herrlich! – Aber… Stimmungsaufhellung ist doch gar nicht nötig, oder?
  • Der Wald stirbt! Oder nicht mehr? Jedenfalls spielt auch bei Hochzeitsmessen das hochglänzende Papier in Form von kiloschweren Broschüren und aufwändigen Tüten, in denen sich eine Sammlung von gewichtigen Hochglanz-Broschüren befindet, eine große Rolle. – Die Zukunft: Hochzeitsmesse 3.0?
  • Apropos Zukunft: als wir in den ersten Raum der Reinbeker Messe kamen, sahen wir… jedenfalls nicht die Vergangenheit. Denn dort war ein ganzer Stand, der sich nur mit dem Thema der Intimhaar-Gestaltung für die Hochzeitsnacht befasste. Allerdings im nächsten Raum bot ein Stand Gäste- oder Familienbücher im Mittelalter- und Ritter-Fräulein-Look feil. – Tscha. Alles geht, nichs muss. Oder?
  • DIY. Die Do it yourself-Szene erobert in zum Teil wirklich schöner Form auch hier das klassische und konservative „So macht man das und nicht anders, sonst wirst du enterbt!“. Beim Design von Einladungen, Tischdeko und kleinen lustigen Gadgets oder Gastgeschenken. – Wir haben ja schon immer gesagt: die update besten Designer findet man bei etsy und dawanda.
  • Trauringe. Was ist das für eine Scene? Was ist das für eine Posse? Was sind das für ehrenwerte Gesellschaften? Geschätzt die Hälfte der Messefläche im Reinbeker Schloss zeigte Eheringe. Hunderte! Und dabei – bis auf einen Stand, der Paare aufforderte, die Ringe selbst zu schmieden – nicht mal außergewöhnliche Objekte. Sondern rund, gold, silber, weißgold, mit Brilli für Sie, ohne für Ihn. Ende. – fett. hat Fragen!
  • Insgesamt: Idylle: ja. – Klein: och, naja. – Langsam: nein! — Denn mag auch das Reinbeker Schloss quadratmetermässig nicht so viel bieten wie eine amtliche Messehalle: nach ein paar Stunden ist man genauso fertig, erledigt und heißgelaufen wie in Berlin oder Düsseldorf. – Verrückt!
  • Und während wir nach dem Messebesuch fertig und mit Eindrücken wie Broschüren beladen auf einer Schlossmauer ausruhen, sehen wir sie. Paare. Paare, die Hand in Hand aus dem Schloss kommen, nach ihrem Besuch mehr wissen, über den zukünftigen Tag, den einen! Und die glücklich lächelnd miteinander sprechen oder auch nicht, aber glücklich wirken. – Sehr gut! Habt alle eine fett.e Hochzeit!
    Und viel Glück!
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Love Story

Porto Cervo, August 2012: Olli mag keinen Champagner. Olli mag Bier.

Wie geil wäre das, jetzt ein eiskaltes Kölsch… Aber gibt´s nicht,  hier in Italien. Olli kann keinen Spritzz mehr sehen, widerlich, bitter und süß zugleich, und dann auch noch rosa. Aber Nadine steht drauf, am liebsten schon nachmittags an der Strandbar, zum „Aperitif“, ha, und dann gibt´s frühestens sechs Stunden später was zwischen die Zähne.

Zum Essen darf er dann schon Bier, aber Essen ist vorbei, jetzt ist´s gleich Mitternacht und Olli hat sich noch was vorgenommen, was Großes, wo Kölsch, aber auch Spritzz so was von fehl am Platz wären. Champagner müsste her, zumindest zum Anstoßen. Aber woher jetzt eine Flasche kriegen, die weniger als hundert Euro kostet, auf dieser dämlichen Promi-Insel? (Nadine wollte her, „noch mal will´ ich nicht im Büro erzählen müssen, wie toll´s wieder auf Malle war“)

Vielleicht ist das Anstoßen aber auch gar nicht so wichtig? Gleich wollen sie ja eh noch in den Club, da gibt´s dann Caipi, und die mag auch Olli. Und jetzt ist auch endlich die italienische Großfamilie nebenan auf dem Heimweg in die Hotelbetten, der Strand ist leer, die Strahler von der Beachbar machen so schönes romantisches Licht… noch keine Moskitos… soll er sie fragen?

JETZT?

(Nadine hat JA gesagt. Später wurde dann doch noch Champagner getrunken (der Barkeeper hat einen ausgegeben – als abzusehen war, dass Ollis Bon mit diversen Caipis und Spritzzes dreistellig ausfallen würde).

Und Olli hat´s nicht bereut, nüchtern, am nächsten Morgen! Jetzt wird also geheiratet. Im Mai, klar, wann sonst. Und fett. darf dabei sein – von der Hochzeitsmesse bis zur Brautentführung! Toll, wir freuen uns!)