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Mein erstes Mal

Am vergangenen Wochenende hatte ich mein erstes Mal.

(Oder „war“ mein erstes Mal? Da es mein erstes Mal war, weiß ich nicht mal, wie es richtig heißt.) Jedenfalls habe ich jahrelang nicht gewusst, was es ist, und mir alles Mögliche ausgemalt – und nun war es am vergangenen Sonntag endlich so weit: meine erste Hochzeitsmesse!

Als ich das Wort vor sehr Langem zum ersten Mal gehört habe, dachte ich, es handele sich dabei um die Messe, den Gottesdienst, anläßlich einer Hochzeit. Und bei diesem Eindruck blieb es gelangweilt für ungefähr 25 Jahre. Erst als ich die ersten dicken, gelumbeckten Hochglanz-Magazine, die sich ausschließlich mit Braut und Hochzeit befassten, bei Freundinnen sah, die Bräute werden sollten und Hochzeit feiern wollten, und hörte, dass sie die kommenden Wochenenden bei etlichen „Hochzeitsmessen“ verbringen würden, kam ich dahinter, um was es sich dabei wohl dreht. Ich kenne Bread&Butter, hab mir in Köln für die Möbelmesse die Beine bis an die Hüfte abgelaufen und die gleichen Beine für Stoffe und Teppiche in Frankfurt hinter einem Stand bis zur gefühlten Ohnmacht tagelang in den Bauch gestanden. Aber Hochzeitsmesse? So, und nun musste ich mich belehren lassen, dass es in den gigantischen Hamburger Messehallen nur einmal im Jahr „Hanseboot“, aber dreimal im Jahr eine Hochzeitsmesse gibt. Was für ein Markt! Ganz offensichtlich. Liebe. Wahnsinn! Also hin!

Allerdings, wie für absolute beginners ja fast immer angeraten: langsam angehen! Damit die Romantik die größtmögliche Chance hat. Und auch darum reiste die gesamte fett.-Direction nach Reinbek. In die Idylle. Zum Reinbeker Schloss. Zur Reinbeker Hochzeitsmesse.

Hier das fett.-Fazit:

  • Schon wenn man sich der Messe nähert, sieht man plötzlich nur noch Menschen, die lächeln, die einen geschäftig freundlich und erwartungsvoll nett ansehen. Ist man dann drin in der Messe, gerät man sofort in den Flow von Sauberkeit, Aufmerksamkeit und netten Gesprächseröffnungen wie: „Sie wollen heiraten?“ – Wenn auch nicht wahr, so doch: schön!
  • Nahezu jeder (!), also gefühlt auf alle Fälle 98% der Messestände, bietet neben der angebotenen Dienstleistung oder dem exquisiten Produkt Süßwaren an. Und zwar 1a Süßwaren (Brausebollos, Ü-Eier, Pralinchen, …). Einfach so zum Naschen. Gratis. Mal zwanglose Selbstbedienung, mal offensives Anbieten: herrlich! – Aber… Stimmungsaufhellung ist doch gar nicht nötig, oder?
  • Der Wald stirbt! Oder nicht mehr? Jedenfalls spielt auch bei Hochzeitsmessen das hochglänzende Papier in Form von kiloschweren Broschüren und aufwändigen Tüten, in denen sich eine Sammlung von gewichtigen Hochglanz-Broschüren befindet, eine große Rolle. – Die Zukunft: Hochzeitsmesse 3.0?
  • Apropos Zukunft: als wir in den ersten Raum der Reinbeker Messe kamen, sahen wir… jedenfalls nicht die Vergangenheit. Denn dort war ein ganzer Stand, der sich nur mit dem Thema der Intimhaar-Gestaltung für die Hochzeitsnacht befasste. Allerdings im nächsten Raum bot ein Stand Gäste- oder Familienbücher im Mittelalter- und Ritter-Fräulein-Look feil. – Tscha. Alles geht, nichs muss. Oder?
  • DIY. Die Do it yourself-Szene erobert in zum Teil wirklich schöner Form auch hier das klassische und konservative „So macht man das und nicht anders, sonst wirst du enterbt!“. Beim Design von Einladungen, Tischdeko und kleinen lustigen Gadgets oder Gastgeschenken. – Wir haben ja schon immer gesagt: die update besten Designer findet man bei etsy und dawanda.
  • Trauringe. Was ist das für eine Scene? Was ist das für eine Posse? Was sind das für ehrenwerte Gesellschaften? Geschätzt die Hälfte der Messefläche im Reinbeker Schloss zeigte Eheringe. Hunderte! Und dabei – bis auf einen Stand, der Paare aufforderte, die Ringe selbst zu schmieden – nicht mal außergewöhnliche Objekte. Sondern rund, gold, silber, weißgold, mit Brilli für Sie, ohne für Ihn. Ende. – fett. hat Fragen!
  • Insgesamt: Idylle: ja. – Klein: och, naja. – Langsam: nein! — Denn mag auch das Reinbeker Schloss quadratmetermässig nicht so viel bieten wie eine amtliche Messehalle: nach ein paar Stunden ist man genauso fertig, erledigt und heißgelaufen wie in Berlin oder Düsseldorf. – Verrückt!
  • Und während wir nach dem Messebesuch fertig und mit Eindrücken wie Broschüren beladen auf einer Schlossmauer ausruhen, sehen wir sie. Paare. Paare, die Hand in Hand aus dem Schloss kommen, nach ihrem Besuch mehr wissen, über den zukünftigen Tag, den einen! Und die glücklich lächelnd miteinander sprechen oder auch nicht, aber glücklich wirken. – Sehr gut! Habt alle eine fett.e Hochzeit!
    Und viel Glück!