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Anspruch und Wirklichkeit

Was macht einen guten Partyschuh aus? Dass man mit ihm eine Nacht lang das Parkett bearbeiten kann, sollte man meinen. Ohne morgens um halb sechs aschenputtel-like die Schlappen blutdurchtränkt dem Prinz (oder Putzkommando) unter dem abgeräumten Buffet zu hinterlassen.

Doch jede Frau über 14 weiß: Das eine ist der Anspruch (schicke Füße + funky Schritte, ohne schwellende Ballen und aufplatzende Blasen schon gegen Mitternacht). Das andere ist die Wirklichkeit.

Ersterer sorgte für die Investition in ein Dolce & Gabbana-Kunstwerk (Foto links). Zarte Riemchen, funkelnde Svarovski-Libellen… ein Traum auf 8 cm Heels. Perfekt für den großen Auftritt… bis zur Sektempfangsbar der Hochzeit, auf der sie eingetragen werden sollten. Dann: Setzen! Der Brautwalzer wurde mit zusammengebissenen Zähnen absolviert, der Rest des Abends barfuß.

Es folgten: Vier weitere verzweifelte Versuche, den Traum zu leben (zu Tanzen – schon nach der ersten Party nur noch Illusion). Dann ein halbes Dutzend Einladungen, bei denen eine halbe Stunde lang Komplimente und neidvolle Blicke auf das sensationelle Schuhwerk aufgesogen wurden – und dann unter dem Tisch ein unauffälliger Wechsel in die mitgebrachten strassbesetzten Sandaletten (Foto rechts, 49 Euro, Mid-Season-Sale. Heels: zero.) erfolgte. Hat nie jemand bemerkt, ehrlich! Bis nach den Menüs die Tanzfläche eröffnet wurde, hatten die Mitfeiernden (ganz bestimmt) schon so viel Rotwein intus, dass man sich nur noch vage an Glitzer, weit unten, erinnerte. Dann: Eins vor, zwei zurück, Wechselschritt – schweißgebadet, aber schmerzfrei, bis zum Abpfiff.

Das letzte Mal liegt anderthalb Jahre zurück. Heute kam eine Einladung. Beim Kleiderschrank-Check erschreckte Feststellung, dass das bewährte Partyoutfit auf den Hüften spannt. Fünf Kilo mehr, den der Satin in Form halten muss – fünf Kilo mehr auch auf den acht Zentimetern D&G. Die Riemchen ringeln sich entsetzt zusammen, die Libellen verkrampfen die Flügel… Sollte man? Müsste man nicht vielleicht endlich…? Schluss machen mit der pubertären Schuh-Schizophrenie?

Zähneknirschende Kapitulation. Und die Erkenntnis: DAS ist der Unterschied zwischen 20 und 40. Heile Füße. Spaß vor Schönheit. Zalando, ich komme!

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Gruselgegrummel

Konsumkritik ist eigentlich nicht unser Metier, doch einmal im Jahr paaren sich Dekadenz und Geschmacklosigkeit auf so obszöne Weise, dass es einen gruselt – und dieses Gefühl wird zum Programm: Wenn sich bei Penny kreisch-orangefarbene Plastekürbisse zum An-die-Wand-hängen oder Vor-die-Haustür-stellen stapeln, wenn dreiste Kinder in doofer Verkleidung im Pulk rechtschaffene Kaufleute überfallen und „Süßes“ (oder Saures) erpressen, wenn der Bäcker an der Ecke leichenblasse Glasur mit Spinnweb-Dekor auf  seine Plunderteilchen aufbringt, dann ist Halloween. Ein lustiges Fest mit langer, europäischer Tradition (jawohl, denn Halloween wurde weder von den Amerikanern noch von der internationalen Süßwarenindustrie erfunden, sondern von den Iren). Kinder lieben Geister, Monster, Hexen, Würmer, Spinnen, Splatter. Kinder lieben Züge durch die Nachbarschaft, Aktivitäten in der Dunkelheit, Verkleiden, verkleidetes Essen. Die Muffins glotzen mit glibbrigen blutunterlaufenen Augäpfeln vom Buffet? Buuuuuh! 

Klar ist, wer Kinder hat, kommt an Halloween nicht vorbei. Aber eigentlich stellt man sich doch manchmal die Frage: Warum, zum Teufel, müssen gut genährte, keinesfalls unterzuckerte Kinder bei fremden Leuten um Süßigkeiten betteln? Warum werden selbst Vorschulkinder, die sich noch nicht trauen, an unbekannten Haustüren zu klingeln, mit Geleitschutz der Eltern („Und jetzt sag´ den Spruch auf, Henriettchen!“) zum Betteln getrieben? Warum müssen mit amerikanischer Partykultur nicht vertraute Senioren, kinderlose Berufstätige, die sich den 31.10. nicht rot im Kalender eingekringelt haben und Menschen, die schlicht keine Lust auf Halloween haben, Senf, Rasierschaum oder rohe Eier von ihren Fenstern oder Türklinken kratzen, wenn sie beim aus dem Treppenhaus schallenden Kampfruf  „Trick or Treat“ das einzig Richtige tun: den frechen Gören die Tür vor der Nase zuknallen? Und wie, bitteschön, schaffen es andere Familien, in den nicht mal vier Wochen, bis das erste Adventskalendertürchen geöffnet wird, die Tonnen von orange-schwarz-roten Süßigkeiten zu vernichten???

Aber deswegen Halloween genervt boykottieren? Sozusagen ausboohen? Nee, vielleicht einfach genau andersherum, und dabei andere große Konsumfeste im Jahr zum Vorbild nehmen:  „Brot statt Böller“ sitzt uns schließlich auch jedes Jahr im Nacken, wenn wir am 29. Dezember in den plastikverpackten Raketensets aus China wühlen. Und das führt beim einen oder anderen am Ende vielleicht tatsächlich dazu, dass nach der Weihnachtsabsolutionsspende in der Adventszeit noch mal mit dem Überweisungsschein nachgelegt wird. Oder zumindest der Jahresend-Dankeschön-Streich für Müllmann und Briefträger eine Nummer größer ausfallen. Wenn wir an Halloween schon unsere Kinder zum Betteln auf die Straße begleiten, warum betteln wir dann nicht für etwas Gutes?

 

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Knistern. Leuchten. Herbst.

Das Lagerfeuer ist bekanntlich die wärmende Wurzel jeder Geselligkeit. Wo Feuer ist, ist Licht, da sind die anderen. Da war – im kalten Neandertal – das Essen.

Nein, wir reden jetzt nicht von Fleisch. Barbecue is over, ab sofort gibt es Stockbrot – eines der wenigen Dinge auf der Welt, die man tatsächlich nur in Gemeinschaft essen kann. Und wer dabei an Pfadfinderlager denkt, an mehlig-rohen Pamps mit verbrannter Kruste, an schmerzende Armmuskeln und tränende Augen vom stundenlangen ins Feuer gucken, der lösche jetzt bitte das Licht im Zimmer und lehne sich zurück…

Campfire Twist Bread | Volume 4 from Kinfolk on Vimeo.

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Bingo!

Schon mal so langsam einschwofen aufs Superwahljahr 2013?

Doch statt die kommenden Fernseh-Duelle von Angela und Peer allein vorm Schirm mit Flips und Sixpack meinungsbildend zu verfolgen: ein paar Leute zum Debatten-Bingo einladen! Wer schon jetzt mit dem Ausfüllen, z.B. von prima Wahlversprechen, beginnen möchte: hier die fett.e Blanko-Bingo-Karte.

Oder für die, die aktuell die US-Präsidentschaftswahlen beobachten: „debate bingo!“ von WNYC, einem New Yorker Radiosender. Und so geht‘s: Bingo-Karte aussuchen und via twitter (#debatebingo) spielen. – Sehr lustig! So werden wir dann demnächst vielleicht auch Abende mit Herrmann ./. Andrea überstehen…

Louise Ma, Steven Melendez, Stephen Reader, Caitlin Thompson and John Keefe / WNYC
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einen 4. Geburtstag

Zwischen grölenden Gören, im Schokokussfeuer und ohne einen Tropfen Alkohol bis zur Abholung seinen Mann (und, ja, auch die Frau) stehen, das ist eine der letzten echten Herausforderungen, die das Leben bereithält.

Womit ist zu rechnen?

1. Kontrollverlust und Chaos.

2. Muffin-Glasur und Marschmallow-Masse in Ohren, Augenbrauen, unter den Fingernägeln. In den Sofaritzen. Hinter der Heizung.

3. Langeweile. (Bei den Gästen. Seltener: Bei einem selbst.)

Was ist zu tun?

Risiko-Controlling Punkt 1: Detaillierte Agenda. Im Vorfeld Ausarbeitung eines Spieleprogramms für die Altersstufe des Geburtstagskindes plus/minus 3 Jahre (ab 15: 5 Jahre). Mannschaft aufstocken: Nie allein!!! Immer mindestens ein weiteres Elternteil. Zuverlässiges Backoffice, das die Verpflegung vorbereitet und sichert. Telefonliste aller Gasteltern an zentralem sicheren Ort deponieren. Und ganz wichtig bei Gästen unter 5: Ersatzunterhosen bereithalten!

Risko-Controlling Punkt 2: Bettlaken und alte Vorhänge organisieren und alle nicht gut versicherten Möbelstücke abdecken. Kostümieren (M&Ms in der Afro-Perücke? Egal bis Fasching). Draußen feiern.

Risiko-Controlling Punkt 3: siehe Punkt 1. Und: DVDs ausleihen, die das Geburtstagskind noch nicht kennt.

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Ein Feast, ein Feast!

SO geht Charity Dinner: Freunde einladen, essen, und als Tischgespräch: ein Projekt, mit dem man Gutes tut. Wir, Ihr, ganz viele, überall, rund um die Welt.

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Es lebe die Mottoparty

Kiste Bier, Blech Pizza, Musik an, feiern! – Reicht das nicht? Warum ein Motto, wenn´s auch ohne geht? 

  1. Weil´s der Party Struktur gibt.
  2. Weil die Party so schon mit der Einladung anfängt: Kichern, überlegen, anprobieren, Prösterchen…!
  3. Weil´s (mehr) Spaß macht.

Welche Mottos funktionieren, welche nicht?
Das hängt vom geplanten Gästekreis ab. Sind die Geladenen kreativ, darf das Motto schräg und anspruchsvoll sein. Unvergessen eine Einladung, die feixend forderte „Mach was mit Deinem Kopf“: Von der schlichten Lösung „Blume im Haar“ über aufwändigst toupierte und gefärbte Frisuren bis hin zum Dönerbrot auf dem Kopf war später auf der Tanzfläche alles dabei. Für jeden Gast machbar und für die Party optisch sensationell!

Legendär auch eine „Karo-Party“ vor zwei Jahren in Hamburg: Outfits in wild durcheinandergewürfelten Schotten-, Vichy- und Würfel-Varianten… Toll, weil jeder „er selbst“ bleiben kann ohne sich verkleidet zu fühlen, die Party aber trotzdem ein spektakuläres Gesamtbild abgibt.
Ein Thema wie z.B. „Traumschiff“ dagegen braucht natürlich mottogeile Gäste. Aber Achtung: Die Gefahr, dass hier eine Hundertschaft weiß-uniformierter Stewards aufläuft, sollte zumindest bedacht werden. Motto also so wählen, dass nicht alle im gleichen Kostüm kommen – bei„Fluch der Karibik“ ist gähnende Augenklappen-Langeweile praktisch vorprogrammiert.
Einfach und wirkungsvoll dagegen: Einladungen in verschiedenen Farben verschicken – und diese gibt dann auch das Outfit des jeweiligen Gastes vor. Am Ort des Feierns jeden Raum in einer der Farben dekorieren, ruhig auch Küche, Balkon und Badezimmer. Hier startet jeder Gast dann auch in den Abend – perfekter Icebreaker, und wenn sich die bunte Runde mischt, weiß man, es läuft.

Wann droht Spießer-Alarm?
Wenn das Motto zu eng gesteckt ist (siehe Karibik), olle Kamelle oder zu faschingsmäßig.  Am Ende geht´s´darum, dass mit wenig Aufwand optisch oder kommunikativ viel erreicht wird.
Man sollte sich vorab darüber im Klaren sein, ob man den Gästen richtig etwas „bieten“ möchte: Bei fettester Deko, spezieller Location, Catering und kostümiertem Personal „füllen“ die Gäste nur auf. Ein Stimmungskiller, wenn die Geladenen mit den Kostümen optisch nicht hinterherkommen und nur wie Statisten wirken. Zumindest bei privaten Parties besser: Deko und Location unterstützen nur zurückhaltend, die eigentlichen „Motto-Träger“ aber sind die Gäste. Denn: Auch die tollste Deko macht noch keine geile Party, solange die Gäste nicht involviert sind.

Wie setzt man ein Motto um?  

Mit einer guten Einladung, die nicht Angst macht, sondern Lust auf das Motto. Gern mit ein paar Tipps für´s Outfit – manche tun sich ja doch etwas schwer. Food und Deko je nach Budget – es geht alles Low Budget und High End. Passende Requisiten findet man auf dem Flohmarkt, Gebrauchtwaren-Märkten und im Internet. Wichtig und immer wieder unterschätzt: Licht!
Ein guter DJ ist das A und O.  Wenn´s ins Budget passt, nach Möglichkeit Live Musik – und mit einer Mini Bigband oder einem schrägen Alleinunterhalter kriegt sogar die Traumschiffparty Charme.Notfall-Outfits am Eingang bereit halten für Leute, die sich nicht verkleidet haben oder das Motto ignorieren. Harte Tür ist wichtig!

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Geschlossene Gesellschaft

Man darf seine Gäste bitten, Stöckelschuhe an der Wohnungstür auszuziehen. In mitzubringenden Kuchen auf Nüsse, Eier, Milch und Weizenmehl zu verzichten. Haarende Haustiere, bis nach Mitternacht krakeelende Kinder, die Schwiegermutter am Dinnertisch zu ertragen. Bei strömendem Regen auf dem unüberdachten Balkon zu rauchen. Alles kein Problem.

Es gibt für Gastgeber nur noch ein letztes No go: Ausladen.

19.6.2012, per Mail: „Save the date: Am Samstag nach den großen Ferien feiert Lotta ihren 7. Geburtstag und würde sich freuen, wenn Jule kommt. Einladung folgt!“
30.7.2012, per Mail: „Leider hat es sich so ergeben, dass wir Lottas Geburtstag jetzt doch in deutlich kleinerem Rahmen feiern als ursprünglich vorgesehen. Lotta hatte die Qual der Wahl und hat sich jetzt dafür entschieden, nur den allerengsten Freundeskreis einzuladen. Wir hoffen sehr, dass Jule trotz der Ankündigung nicht allzu sehr enttäuscht sein wird. Vielleicht können Lotta und Jule ja mal eine kleine, eigene Fete für sich feiern… Liebe Grüße, K.“

Bitte? Jule darf nicht mitfeiern? Nachmittags mütterliche Inquisition: „Sag mal, habt Ihr Euch gezankt?“ „Nö.“ „Hat Lotta vielleicht das Gefühl, dass Ihr Euch gezankt habt?“ „Nöhöö.“ „Ist irgendwas passiert, was…“ „Mann, Mama!“ „Aber was…?“ „Weiß ich doch auch nicht!“ Abgang zum Kinderzimmer mit knallender Tür.

Endlich versteht man, welche Gefühle in Guido aus Pinneberg explodieren, wenn ihm bei seiner Saturday Night-Sause in Hamburg vor dem „Golden Cut“-Club zu verstehen gegeben wird, dass hier lieber ohne ihn gefeiert wird. Und ähnlich wie Guido den Impuls niederkämpft, dem Mann an der Tür die mitgebrachte Bierflasche über den Schädel ziehen, träumt Mutti plötzlich davon, am 30. die Luftballons an Lottas Gartenzaun mit der Regenschirmspitze anzupieken, die Party zu stürmen, auf der Geburtstagstafel in die Apfelschorle spucken und jeden rosa glasierten Dinkelmuffin einzeln mit der Faust zu zertrümmern.

Ausladen geht gar nicht.

Drei Tage später kommt das Kind aus der Schule, strahlend. „Ich darf doch kommen, Lotta hat mich wieder eingeladen!“ A-ha. „Sprengt das nicht den ,kleinerem Rahmen‘?“ zickt Mutti schmallippig und noch immer stellvertretend beleidigt. Das Kind marschiert seelenruhig in sein Zimmer, das unter dem Bett vergrabene Lotta-Geschenk wieder hervorkramen und erklärt mitleidlos: „Nee – weil, dafür hat sie Franka ausgeladen.“

© Zharastudio – Fotolia.com
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Nach der Party ist vor der Party

Viel Kind, viel Feier-Freud: Der Kindergeburtstag, für so manchen Vater (und, ja, auch viele Mütter) „der schlimmste Tag des Jahres“, wird zum Dauerzustand. Vor allem, wenn die terminliche Taktung kaum Zeit zum Atemholen (für´s Aufpusten der nächsten Batterie Luftballons) lässt…  Einen Blick ins echte (eigene) Leben liefert unser fett.-Autor (Name ist der Redaktion bekannt):

„Es wird eine heißer Herbst für Familie R.-D. Wie immer in den Monaten September und Oktober. Denn nach dem erfrischenden Planschen an Südeuropas Badestränden erschüttert jedes Jahr ein Geburtstags-Tsunami den Alltag des Sechs-Personen-Haushalts. Und alles nur, weil sich Mami und Papi offenbar im Winter ganz besonders lieb haben. So ist es zu erklären, dass sich die Geburtstage der vier Kinder an den Tagen 16.9., 30.9., 17.10 und 18.10. knubbeln. Und am 19.10. hat dann auch noch Mama selbst ihren Jubeltag…

Wie schön, dass Ihr geboren seid!

Speziell die Reihung 17-18-19 im Oktober hat es in sich. Tochter 1 und 2, dann die Mutter. Schlag auf Schlag. 2012 heißt das: Erst ein 16., dann ein 8., dann ein 41. Geburtstag. Wenn man jeweils reinfeiern würde – was bei der Achtjährigen glücklicherweise noch nicht in Betracht kommt – sähen alle Beteiligten danach vermutlich nicht nur ein Jahr älter aus. Doch man geht taktisch vor. Die zugehörigen Partys werden so gelegt, dass es einigermaßen sozialverträglich abläuft. Sprich: An den Wochenenden nach den eigentlichen Geburtstagen. Das kann sich schon mal bis ins nächste Jahr hinziehen. Oder auch ganz ausfallen. Denn nach vier Kindergeburtstagen hat die Familie – speziell auch der erweiterte Kreis von Omas, Opas und Geschwistern – einfach keinen Bock mehr auf Geschenkpapiergeraschel, Sektempfang und Buttercreme. Trotzdem wird auch Mamas Geburtstag meistens noch irgendwie durchgezogen. Die Buttercremetorte, wie auch diverse andere Backwaren stammen aus dem Familienbetrieb der Schwägerin, ihres Zeichens Bäckerei-Konditorei-Meisterin. Den Sekt besorgt der Vater. Er kauft rubin für die Familie und trocken für sich selbst.

Alkohol hilft. (Aber erst nach dem Abholen!)

Der Alkohol hilft, das Spektakulum zu überstehen. Speziell dem Vater der Familie ist schon Anfang September schlecht. Dann sind erst mal die Jungs dran. Einmal 13 Jahre, einmal 5 Jahre alt. Aktuell mündet die erste Runde der Feierwelle in Gruppenveranstaltungen mit jeweils zirka acht Jungen. Man mietet die Wasserski-Bahn in der Nähe. Oder macht das Schwimmbad unsicher (einschließlich 10-Meter-Turm). Oder die Soccerhalle. Oder oder. Schwimmengehen hat den Vorteil, dass wenigstens auf der Rückfahrt alle gut riechen. Beim Wasserski war das zuletzt anders. Muss an den Neoprenanzügen gelegen haben. Apropos: Zwei der Geburtstagsgäste passten partout nicht in die wasserdichte Wurstpelle. Zu dick. Mit 12. Tja.

Das Geburtstagskind – ein Partymuffel?

Sohn 2 bekommt noch die altersgemäße Schnitzeljagd. Auch wenn er dabei vergangenes Jahr als einziger völlig teilnahmslos hinter der Gruppe hergelatscht ist. Das Ausbuddeln der Schatzkiste verfolgte er aus sicherer Entfernung. Aber manche Kinder sind so. Lustig auf Kommando, zumal in der Gruppe, das liegt ihm nicht. Könnte vom Vater geerbt sein.

Die Geburtstagswelle im Hause R.-D. ist übrigens auch außerhalb des Hauses spürbar. Für die Berufskollegen der Eltern zum Beispiel. Sie profitieren in dieser Zeit von den Resten der herangeschafften Lebensmittel. „Hmm, wieder Geburtstage bei euch?“ fragen Kenner inzwischen, wenn sie die Tabletts mit halben Hefezöpfen, Kirschplundern und besagter Buttercreme in der Büroküche oder im Lehrerzimmer erblicken.

Equipment-Must have: Ersatzunterhosen

Wer viel feiert, sammelt viele Erfahrungen. Zum Beispiel: Ersatzunterhosen für kleine Gastkinder bereithalten. Bis vier Jahre pinkelt sich immer eine/r voll. Oder: Jungs ab 11 Jahre lieber nur im Wasser oder auf freiem Feld toben lassen. Der Gestank wird sonst unerträglich. Bei achtjährigen Mädchen zum eigenen Schutz eine Brille mit orange getönten Gläsern aufsetzen. Das nimmt dem überall präsenten Quietschrosa wenigstens etwas die Brutalität. Bei 15-jährigen Mädchen die männlichen Gäste im Auge behalten. Und den Getränkekonsum. Ansonsten Nerven behalten und sich über das leckere Essen freuen. Und auf den 31. November. Dann füllen Mami und Papi spät abends 96 Filztäschchen und hängen sie an vier Advendskalender. 2011 war ein gutes Jahr. Da haben sie es zum ersten Mal ohne Streit und unter zwei Stunden geschafft.“

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#bdhh

So schnell kann es gehen. Da! Eine bunte Tafel mitten in der Stadt. Mitte September, ein Samstagabend, ein Platz, Tische, Stühle, dicke Jacken und Decken, Getränke, Salate und Brot, bunte Luftballons und kein Regen… Fertig!1. Bunte Dinner

 

Die website des „Bunten Dinners“ sagte: „Wir greifen die Idee des “Weißen Dinners” auf, gemeinsam zu picknicken. Da Eimsbüttel dieses Jahr nicht mehr der Ort für das Dinner sein sollte, hat ein lockerer Verbund von Leuten mit ähnlichen Interessen, der “Eimsbütteler Salon”, die Initiative ergriffen – und das “Bunte Dinner Eimsbüttel” in Leben gerufen.Wir wollen einen neuen Farbtupfer im Quartier setzen, die Nachbarschaftlichkeit stärken – und wir wollen damit politisch sein. Das unterscheidet uns deutlich vom “Weißen Dinner”, denn das ist erklärtermaßen nicht politisch. Aus unserer Sicht ist jede Zusammenkunft, jede Versammlung im öffentlichen Raum ein politisches Ereignis. Unser Signal mit dem bunten Dinner ist: Gemeinschaftsgeist, Bürgersinn, Vielfalt im Quartier. Weil wir uns auf dem Else-Rauch-Platz versammeln, handeln wir politisch.“ — Leider kamen „nur“ ungefähr 150 Leute, die sich auf dem Platz dann doch etwas verloren… Ob es im nächsten Jahr wieder ein „Buntes Dinner“ geben wird?
Initiator und verantwortlich für das „Bunte Dinner Eimsbüttel“ ist Marco Scheffler. Die meisten Eimsbüttler dürften ihn von seiner Kampagne „Mensch macht Politik“ für ein Direktmandat bei der Bundestagswahl 2009 kennen. Aber gänzlich unpolitisch kann man Marco Scheffler natürlich auch kennen, denn er betreibt 3 Bars in Eimsbüttel. — Marco Scheffler hatte in den vergangenen Wochen die ganze mittelgroße, lokale Kampagnen-Maschine angeworfen: Flyer, Plakate, Tags an Aufstellern und Wänden im Viertel, eigene Website, Twitter und, und, und natürlich unvermeidlich: Gesichtsbuch. Nach all dem und der tatsächlichen Resonanz von ca. 150 Dinner-Gästen soll Marco Scheffler nach dem „1. Bunten Dinner“ etwas enttäuscht gewesen sein
Im Jahr 2000 wurde der Platz nach Else Rauch benannt. „Else Rauch, jüdischer Abstammung und Lehrerin an der Volksschule Lutterothstraße 78-80, wurde in der NS-Zeit im Konzentrationslager Chelmno/Kulmhof ermordet. Das Bewusstsein über das Unrecht des Faschismus prägte den heutigen Geist des Platzes. Hier ist es möglich, eines der wenigen nicht-kommerziellen Stadtteilfeste Hamburgs zu veranstalten, das Methfesselfest. Bei diesem werden alle Gewinne für einen gemeinnützigen Zweck gespendet. Nach Absprache mit dem Koordinationsausschuss Eimsbüttel Nord ist es jedem Bürger möglich diesen Platz für öffentliche Veranstaltungen zu nutzen. Da der Platz von Wohnhäusern umringt ist, kam es schon häufiger zu Beschwerden wegen Ruhestörung, was eine angeregte Diskussion von Anwohnern und Veranstaltern nach sich zog. Ein Zeit-Nutzungsplan regelt nun Termine, Dauer, Lautstärke und Art der Veranstaltungen in Abstimmung mit den Interessen der umliegenden Anwohner. (…) Unter dem Platz befindet sich ein unterirdischer Fluss. Dieser inspirierte die Landschaftsarchitektin bei der Umgestaltung des Else-Rauch-Platzes in Bezug auf die Spielflächengestaltung.“, so die website des Else Rauch Platzes.